Bundessausschuss beschließt einstimmig den Antrag der AG Netzpolitik “Die digitale LINKE ausbauen”

Zum Parteitag in Göttingen in Juni 2012 wurde aus den Reihen der BAG Netzpolitik der Antrag “Die digitale LINKE ausbauen” eingebracht. Er konnte dort aus Zeitmangel nicht debattiert werden und wurde deshalb an den Parteivorstand und den Bundesausschuss der LINKEN zur Beratung überwiesen.

Der Bundesausschuss hat diesen Antrag einstimmig beschlossen, der Parteivorstand wird ihn auf seiner Klausurtagung am 8./9. September 2012 behandeln.

Die Kernforderung des Antrags, der in vielen Punkten Aspekte beinhaltet, die auch im Beschluss des fds-Bundestreffens „DIE LINKE braucht Mut für mehr politische Beteiligung“ ist die Einrichtung einer offenen Projektgruppe für alle Akteure und Interessierten der Partei DIE LINKE, die sich mit neuen (digitalen) Mitbestimmungs- und Beteiligungsformaten für die Mitglieder befassen soll. Im Antrag der BAG Netzpolitik heißt es u.a.:

„DIE LINKE richtet unter der Federführung der Bundesgeschäftsführung und unter Beteiligung der BAG Netzpolitik sowie weiteren Akteuren, wie zum Beispiel der Linken Medienakademie e.V., der AG Politische Bildung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine offene Projektgruppe zur digitalen Weiterentwicklung unserer Partei ein. Diese wählt eine Arbeitsweise, die es allen Genossinnen und Genossen über Online-Zusammenarbeit ermöglicht, die Arbeit der Projektgruppe zu verfolgen, zu begleiten und sich in die Debatten und Entscheidungen einzubringen. Die Projektgruppe erstellt einen Vorschlag für einen Arbeits- und Maßnahmenplan zur konsequenten Verbesserung unserer (digitalen) Beteiligungs- und Kommunikationsstrategie. Dabei gilt es, strikte Barrierefreiheit bei allen Angeboten und Instrumenten zur Beteiligung zu gewährleisten. Zudem soll auch ein Konzept für konkrete Bildungs-, und Schulungsangebote entwickelt werden. Es ist zwingend erforderlich, dass das Handwerkszeug digitaler Kommunikation schneller, präziser und zielgerichteter als Basisinstrument in die tägliche Arbeit unserer Partei einfließt.“

Landesmitgliederversammlungen statt Landesparteitage

In gewissen Situationen oder auch in kleineren Landesverbänden wäre es sicher sinnvoll, statt Delegierten-Parteitage lieber Landesmitgliederversammlungen zu machen. Das sieht aber die Satzung der LINKEN nicht vor. Das sollte man aber ändern.

Michael Riese, Die LINKE Kreisverband Vogelsberg, Hessen

Ergänzung zum Selbstverständnis dieses Blogs

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

verschiedentlich wurden wir in den vergangenen Tagen gefragt, wie dieses Blog zu dem von den beiden LINKE-Vorsitzenden, Katja Kipping und Bernd Riexinger, ins Leben gerufenen Blog „Fragend schreiten wir voran“ steht. Ob hier eine Konkurrenzveranstaltung geplant sei etc..

Ein ganz eindeutiges Nein von unserer Seite. Weder wollen wir uns abgrenzen, noch ist eine Konkurrenz- oder Alternativveranstaltung geplant. Der Blog von Katja und Bernd entstand nach dem Göttinger Parteitag mit einer klaren Ziel- und Themensetzung bis September 2012.

Die Mitgliederversammlung des forum ds hatte die Einrichtung dieses Blogs bereits im April beschlossen, nun wurde er umgesetzt. Unser Blog ist in erster Linie ein Blog, der zur Selbstverständigung von fds-Mitgliedern und -Sympathisant/-innen dient und vorerst zeitlich unbegrenzt. Wir wollen uns hier darüber austauschen, welche Ideen das forum ds auf den irgendwann stattfinden Satzungsparteitag der LINKEN einbringen wird, welche guten Erfahrungen wir gesammelt haben, was kritisch gesehen wird und wie wir als forum ds zur Verbesserung beitragen können.

In diesem Sinne laden wir erneut zur Debatte und zum Austausch ein und rufen gleichzeitig dazu auf, das Blog, mit dem unsere Parteivorsitzenden Katja und Bernd zur Debatte eingeladen haben, intensiv zu nutzen und damit auch die Richtigkeit der Entscheidung zur Einrichtung eines solchen Blogs für die LINKE-Mitglieder zu zeigen.

Mit diskursiven Grüßen Die Redaktion

Zur Leitbilddebatte Brandenburg 2020

Im Oktober 2006 ging die Landtagsfraktion der Partei DIE LINKE.PDS mit einem ersten Diskussionsentwurf für ein Leitbild: „UNSRE HEIMAT – Für ein zukunftsfähiges und solidarisches Brandenburg der Regionen“  an die Öffentlichkeit. Verstanden werden sollte es als Gegenentwurf zum Leitbild der damaligen rot-schwarzen Landesregierung. Die Idee vom „Brandenburg der Regionen“ war die Antwort der LINKEN auf das zunehmende Auseinanderdriften der berlinnahen und berlinfernen Regionen. Ein zweiter Kerngedanke war die Idee vom „solidarischen Brandenburg“, die den Protest gegen die als massive Ungerechtigkeit empfundene Agenda -2010 Politik der Regierung von Gerhard Schröder im Bund sowie die Ablehnung der Niedriglohnstrategie des CDU-Wirtschaftsministers Ulrich Junghanns im Land aufnahm.

Nun – seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen und die führenden Rollen haben gewechselt. Der SPD-Intendant in der Potsdamer Staatskanzlei hat zwar nicht gewechselt, aber mit der   (wahlbedingt) neu begonnenen Spielzeit ab 2009 wurde im Regierungsensemble, die Rolle des Koalitionspartners mit der LINKEN neu besetzt. Die „patentierten christlichen Demokraten“ offenbarten dabei Lernschwierigkeiten, mit diesem für sie veränderten Rollenfach. Längeres gemeinsames Lernen, wofür DIE LINKE wirbt, sollte daher auch für die Landes-CDU förderfähig und somit ganz in ihrem eigenen Interesse sein…

Wie Opposition geht wusste DIE LINKE ja. Gut zwanzig Jahre Schule der Opposition.lagen hinter hier. Als Opposition hat sie auch ihr erstes Leitbild gemalt. Wie es damals hieß: „ …jenseits schöner Worte und technokratischer Floskeln“. Ein solches Leitbild, nunmehr als Regierungspartei fortzuschreiben und weiter zu qualifizieren, stellt an jeden, der sich an diesem Prozess beteiligt andere,  höhere Anforderungen. Es stellen sich auch andere Fragen und man steht vor gänzlich, vorher nicht gekannten Herausforderungen. Selbstbewußt – bezogen auf das Land, ist es mit dem Anspruch „WIR verändern…“ überschrieben. Klar sein sollte hierbei jedem sein, das derjenige, der Veränderungen in einer Gesellschaft will, auch  bereit sein muss, sich selbst zu verändern. Eine  Partei ist quasi selbst, gesellschaftspolitischen und innerparteilichen Veränderungsdrücken ausgesetzt. Die wollen auch beherrschbar sein und in positive Richtungen gelenkt werden. Damit ist zunächst jede Partei konfrontiert. Besonderes trifft  das auf Parteien, wie DIE LINKE in Brandenburg zu, die 2009 erstmals von der Oppositionsbank auf die Regierungsbank versetzt wurde.

Seit Februar 2012 liegt nun ein Diskussionspapier für ein Leitbild 2020plus der brandenburgischen Linksfraktion vor. Auf ca. 35 Seiten kann man sich den „Stand der Debatte und Anstöße für Weiteres“ erlesen. In der Tat ist dieses Papier eine empfehlenswerte Lektüre, bekommt man doch einen soliden Überblick über das seit 2009 durch LINKES Regierungshandeln Erreichte, aber auch nicht Erreichtes. Da die Fraktion in diversen Jahresbilanzen und die LINKEN-Minister mit ihr auf regelmäßig stattfindenden Regionalkonferenzen darüber berichten, könnte man diesen Punkt an dieser Stelle eigentlich abhaken. Wenn der Autor sich damit schwer tut, dann ist das dem Umstand, geschuldet, dass die schon durchaus vorzeigbaren hinterlassenen LINKEN-Handschriften in der brandenburgischen Regierungsarbeit, nicht mit der LINKEN- Federführung in Verbindung gebracht werden: Mindestlohn, Vergabegesetz, Neueinstellung von 2000 Lehrern u.a.. Ohne neuen STASI-Fall schafft es auch keine Regionalkonferenz der Linkspartei, mehr in die märkischen Hauptnachrichtensendungen. Deshalb die Frage: Muss hier nicht ein völlig überarbeitetes Konzept der Öffentlichkeitsarbeit entworfen werden? Sozusagen: Neue Kommunikationswege in das Land, zu den Bürgern, einschließlich in die Partei müssen gefunden und eröffnet werden. Bei dieser Leitbild-Debatte kann man ja mit ersten Testläufen dazu beginnen. Ein anderer mahnender Gedanke sei auch noch erlaubt: Die brandenburgische LINKE muss aufpassen, das sie nicht als eine Ein-Sparten-Partei wahrgenommen wird. Ein Beispiel hierfür; die Energiepolitik. Eine monothematisch aufgestellte Partei  büßt ihre Politikfähigkeit und ihre Attraktivität für die Wähler ein, so wie eine monokulturell aufgestellte Landwirtschaft anfällig für Strukturkrisen ist, und die Böden würden ohne Gegenmaßnahmen, wie künstlichen (!) Dünger auslaugen.

Deshalb ist es gut, dass dieser erste Diskussionsentwurf für das Leitbild 2020plus Denkanstöße und Visionen zur weiteren Gestaltung eines zukunftsfähigen Brandenburg im Angebot hat, wo im Grunde alle Bereiche eines staatlichen Gemeinwesens abgedeckt werden. So ist für jeden etwas dabei, wo je  er/sie, je nach Neigung und Intellekt zur Einmischung aufgerufen ist. Benennen  wir einige Kapitelüberschriften und Themen; Gute Arbeit, Strukturwandel, Aufwachsen in Brandenburg, Gesundheit, Der soziale und demokratische Rechtsstaat, Kultur und Europa.

Setzen wir also das Werk fort, spitzen wieder die Stifte und malen ein neues Leitbild, das eingerahmt von Gerechtigkeit – Solidarität – Nachhaltigkeit – zu einem tragfähigen Aufhänger für die Politik der nächsten Jahre der brandenburgischen Linkspartei werden kann.

René Lindenau, Landesverband: LINKE Brandenburg

Beteiligungsplattform für DIE LINKE-Mitglieder zur Erarbeitung der Wahlstrategie

Die Mitglieder des Parteivorstands (PV), Halina Wawzyniak, Dominic Heilig, Wolfgang Methling, Steffen Harzer, Harald Schindel, Katina Schubert haben an den PV den Antrag gestellt: „Der Parteivorstand richtet eine Beteiligungsplattform für Mitglieder ein, in welcher diese bis Ende August Beiträge für die Wahlstrategie zur Bundestagswahl 2013 für die Beratung im Parteivorstand einstellen können und die in die Beratungen des Parteivorstandes einfließen.“

Begründung: „Die Wahlstrategie ist eine notwendige Vorarbeit für die Erstellung eines Wahlprogramms. Im Rahmen der Wahlstrategie wird traditionell eine Einschätzung der gesellschaftlichen Situation, der Situation der anderen Parteien, die Wahlziele der eigenen Partei, Schwerpunktthemen der eigenen Partei und die Kommunikation der eigenen Partei
festgehalten. DIE LINKE hat ihre Wahlstrategie im Jahr 2009 nach Beschlussfassung durch den Parteivorstand im Internet veröffentlicht.
Im Sinne der Einbeziehung der Mitglieder soll diesen vor Beschlussfassung durch den
Parteivorstand die Möglichkeit gegeben werden, ihre Ideen und Vorstellungen in die
Erarbeitung der Wahlstrategie einzubringen.
Eine Festlegung auf ein Beteiligungswerkzeug soll unterbleiben, weil verschieden Varianten denkbar wären und diese Entscheidung durch den zuständigen Bereich in der
Bundesgeschäftsstelle getroffen werden soll.“

Parteivorstand per Livestream verfolgen

Die Mitglieder des Parteivorstandes (PV), Halina Wawzyniak, Steffen Harzer, Dominic Heilig, Wolfgang Methling und Harald Schindel haben folgenden Antrag an den PV gestellt: „Der Parteivorstand beauftragt den Bundesgeschäftsführer und den  Bundesschatzmeister die personellen, organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen für die grundsätzliche Möglichkeit Parteivorstandssitzungen per Livestream zu übertragen zu prüfen und ggf. herzustellen.“

Begründung: „Im Sinne von Transparenz und Offenheit soll es zukünftig, möglichst ab September, möglich grundsätzlich möglich sein, Parteivorstandssitzungen per Livestream zu verfolgen. Grundsätzlich bedeutet in diesem Zusammenhang das es selbstverständlich auch möglich sein muss, im Parteivorstand Dinge zu bereden, die nicht per Livestream verfolgt werden können. Diesbezüglich müsste der Parteivorstand dann einen Beschluss fällen, dass für bestimmte Tagesordnungspunkte keine Livestreamübertragung stattfindet.
Im Sinne von Transparenz und Offenheit soll weiterhing geprüft werden, ob es eine
technische Möglichkeit gibt, die Livestreamübertragung lediglich für Mitglieder der Partei
DIE LINKE zu realisieren. Da hier nicht bekannt ist, ob die personellen, technischen und finanziellen Möglichkeiten für eine Livestreamübertragung bereits gegeben sind, sollen Bundesgeschäftsführer und Bundesschatzmeister die zunächst prüfen, ob eine Livestreamübertragung bereits jetzt realisierbar ist und im Falle der derzeitigen Unmöglichkeit schnellstmöglich die Voraussetzungen für eine Livestreamübertragung schaffen.

Sonntags frei!

Luise Neuhaus-Wartenberg (Sachsen) / Frank Puskarev (Brüssel)

DIE LINKE streitet für die Vereinbarkeit von Beruf, politischem Engagement und Familie. Vor mehr als 60 Jahren hat der DGB eine Kampagne geführt, dessen Slogan bis heute Aktualität hat: Samstags gehört Papi mir.

Mit dieser Kampagne legte der DGB den Grundstein für die heute weithin akzeptierte 40-Stunden-Woche und findet seine Fortsetzung in der Forderung der LINKEN, die wöchentliche Arbeitszeit auf 30 Stunden zu begrenzen.

Auch das politische Ehrenamt ist, wenn auch selbstbestimmt, mit Stress verbunden, wird nicht selten als Arbeit verstanden. Nimmt man die derzeitigen Debatten um die Vereinbarkeit von politischem Ehrenamt und Privatleben, von „work-live-balance“ und ähnlichen Initiativen ernst, und es stünde einem emanzipatorischem Zusammenschluss wie dem forum ds gut zu Gesicht, dies zu tun, so muss dieses Engagement auch Widerhall in der eigenen politischen Praxis finden.

Dazu gehört die mittlerweile zum Glück schon obligatorisch angebotene Kinderbetreuung als Mindestvariante. Dazu sollte aber auch gehören, sich dafür einzusetzen, Menschen die Möglichkeit eines Politik-freien Tages in der Woche – wenn sie wollen – zu ermöglichen. Attraktivität politischer Praxis macht sich nicht nur daran fest, in solidarischer Umgebung gemeinsam für politische Ziele kämpfen zu können, sondern im Zweifel auch daran, dies einmal nicht tun zu können oder besser müssen.

Das forum ds sollte hier mit gutem Beispiel voran gehen und bei Sitzungen etc. sagen: Sonntags ist frei!

DIE LINKE braucht Mut für mehr politische Beteiligung

Luise Neuhaus-Wartenberg (Sachsen) / Frank Puskarev (Brüssel)

Einleitung:

DIE LINKE ist, nüchtern betrachtet, in der Riege der etablierten Parteien angekommen. Das Image des Anderen, der Alternativ-Partei, hat sie weitgehend verloren. Auch DIE LINKE wird die Frage beantworten müssen, ob und wie sie mehr Beteiligung in ihren eigenen Reihen umsetzen möchte. Dabei hat sie mit der Forderung nach mehr Demokratisierung der Gesellschaft im Feld der politischen Parteien eigentlich eine günstige Ausgangslage. Der tatsächliche Inhalt hinter dieser Forderung wird sich auch in der Organisationsentwicklung der eigenen Partei zeigen müssen. DIE LINKE sollte sich dieser Debatte offensiv stellen.

Das Internet spielt im wachsenden Verlangen nach mehr politischer Teilhabe eine zentrale Rolle. Zunehmend in den Vordergrund gerät die Frage ob ein mehr an Teilhabe in politischen Institutionen gewünscht ist und wie diese durch die Verbreitung und die Kommunikationsmöglichkeiten des Internets realisiert werden kann. In einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des „Internet & Gesellschaft Co:llaboratory“ sprechen sich mehr als zwei Drittel der Befragten dafür aus, stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden.[1]

Vor allem dank der Verbreitung sozialer Netzwerke lassen sich (politische) Forderungen mit geringem Ressourceneinsatz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Es können Unterstützer mobilisiert und Proteste organisiert werden. Das Internet bietet zudem die technologische Grundlage um aktive politische Teilhabe anzubieten und zu realisieren. Politische Beteiligungsplattformen lassen sich weitgehend ohne technische Spezialkenntnisse betreiben und nutzen. Selbst der Deutsche Bundestag betritt mit einer eigenen Dialogplattform im Rahmen der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ institutionspolitisches Neuland.

Verschiedene Parteien – etablierte wie auch neue – experimentieren zur Zeit mit unterschiedlichen Formen und Formaten von Online-Partizipation. Die besondere Herausforderung besteht darin, die bisher praktizierte Parteipolitik schrittweise zu öffnen und dem wachsenden Verlangen nach politischer Beteiligung anzupassen. Dabei geht es zum Einen um eine Öffnung von Beteiligungs- und Entscheidungsprozessen in die eigene Mitgliedschaft, zum Anderen um ein Angebot an Bürgerinnen und Bürger. Hier sind unterschiedliche Wege und Instrumente zu nutzen.

Aufgrund der Mitgliederstruktur der LINKEN muss ein Hauptaugenmerk auf der Verbindung bestehender Offline-Parteiarbeit mit neuen Formen digitaler Kommunikation liegen. Wir haben einen hohen Anteil von Nonlinern, zudem sind wir nach dem klassischen Parteienmodell organisiert: das Durchschnittsmitglied ist ein passives Mitglied. Wer sich aber offline bisher nicht beteiligt oder beteiligen kann, wartet nicht zwangsläufig darauf, dass nunmehr Online-Tools für die Parteiarbeit zur Verfügung gestellt werden. Zudem müsste Sorge dafür getragen werden, dass die Schnittstellen zwischen Online- und Offline-Angeboten funktionieren. Ein Beteiligungswerkzeug im Netz muss auch die Informationen anbieten, die bisher im Regelfall nur Offline zur Verfügung stehen, es braucht Gremien, die die Meinungsäußerungen im Netz ernstnehmen, reflektieren, kommentieren und die letztliche Entscheidung wiederum ins Netz einspeisen und wiederum der Debatte preisgeben.

Es setzt eine Bereitschaft insbesondere von Vorstandsebenen zur offenen, transparenten Diskussion voraus und zu entscheidungsoffenen Prozessen. Diese Kultur gilt es aber zunächst einmal offline zu etablieren. Erst dann kann Beteiligung im Netz ein zusätzlicher Baustein, ein hilfreiches Mittel werden. Die Mitglieder einer Partei müssen diese Kultur und die sinnvolle Verbindung von On- und Offline-Angeboten gemeinsam erarbeiten. Ein solches Vorgehen kann nicht verordnet werden. Es braucht einen gemeinsamen Diskussionsprozess auf allen Ebenen einer Partei, da vor allem die Etablierten vor einem tiefgreifenden Kulturwechsel stehen.

Die notwendige Diskussion darf aber nicht an der Parteigrenze stehen bleiben. Neben dem Ausbau innerparteilicher Demokratie und Meinungsbildung muss auch DIE LINKE ihre Politikentwicklung nach außen öffnen. Parteien haben die Aufgabe an der politischen Willensbildung der Gesellschaft mitzuwirken. Wenn heute festzustellen ist, dass die Mitgliederzahlen der etablierten Parteien rückläufig sind, sich aber gleichzeitig mehr Menschen an außerparlamentarischen Protesten beteiligen, müssen die Parteien darauf reagieren. Für uns heißt das: Menschen, die zwar nicht Mitglied der LINKEN sind, aber sich selbst als politisch links einschätzen, sollen eingeladen sein, ihre Ideen in DIE LINKE einzubringen. Der zukünftige Erfolg der politischen Parteien hängt nicht mehr nur von den Inhalten und Botschaften ab, sondern auch davon, ob und wie sie auf die gesellschaftlichen Forderungen nach mehr Transparenz und Beteiligung reagieren.

Die bisherigen Erkenntnisse im Bereich der politischen Beteiligung zeigen, dass solche Projekte einen langen Atem erfordern. Das reine Angebot von politischer Beteiligung führt noch nicht zu einer tatsächlichen Nutzung bei einer breiten Masse. Beteiligungskulturen müssen gemeinsam gelebt und gelernt werden. Wichtig ist dennoch, diese Prozesse anzustoßen und die Entwicklung nicht zu vernachlässigen, sondern mit der gesellschaftlichen Entwicklung mindestens Schritt zu halten.

Gerade Parteien, die über eine eigene ideengeschichtliche Grundlage verfügen, müssen allerdings deutlich machen, dass Beteiligung nicht Beliebigkeit heißen kann. Wir als DIE LINKE haben einen programmatischen Kern, der identitätsstiftend für unsere Politik und unsere Mitgliedschaft ist. Wir können und wollen etwa die sozialen Grundpositionen nicht aufgeben, wenn sich eine Mehrheit der BürgerInnen für eine andere Politik ausspräche. Wenn DIE LINKE tatsächlich die Diskussion um ihre politischen Inhalte mit der interessierten Öffentlichkeit suchen sollte, muss sie deutlich kommunizieren, wie weit der politische Spielraum letztendlich ist, was möglich ist und was nicht. Alles andere wäre eine Abkehr von der politischen Verantwortung einer Partei.

Das forum ds und Beteiligung

Das forum ds hat einen radikal-reformerischen und emanzipatorischen Anspruch an sich und DIE LINKE. Wenn es so ist, dass wir in den letzten Jahren in unserer Partei eine zunehmende Abkehr von emanzipatorischer Politikentwicklung und Entscheidungsfindung feststellen, dann muss es eine Aufgabe des fds sein, die Re-Demokratisierung der eigenen Partei anzustoßen und zu gestalten. Es wird in absehbarer Zeit einen Parteitag zu Satzungsfragen geben. Von diesem Parteitag kann ein Signal der Öffnung der Parteistrukturen und politischen Prozesse nach innen und außen ausgehen. Er kann weit mehr sein als ein Parteitag der Paragraphen, juristischen Formulierungen und machtpolitisch-intendierten Verklausulierungen.

Das forum ds hat v.a. in den Ostlandesverbänden zahlreiche Funktionsträger und Vorstandsmitglieder aller Ebenen und v.a. in den Westlandesverbänden viele Mitglieder, die beklagen, dass sie aus Politikentwicklung und Entscheidungen förmlich heraus gedrängt werden. Zynisch formuliert: das fds verfügt sehr wahrscheinlich über „Täter“ und „Opfer“ unserer parteipolitischen Unkultur. In Vorbereitung eines Satzungsparteitages wird das fds deshalb einen Diskussionsprozess ausgehend von den Ansprüchen der eigenen Mitglieder gestalten und konkrete Vorschläge für mehr direkte Demokratie in der eigenen Partei entwickeln.

Fragend schreiten wir voran

Das Blog lafontaines-linke.de berichtete vor kurzem: „Eine der ersten Projekte, welche die neue Linkenspitze nach dem Parteitag in Göttingen angekündigt hat, war ein Blog für Mitglieder, in dem Vorschläge und Kritik diskutiert werden sollen. Katja Kipping sprach von einem „Schlüssel zum Erfolg“, einer neuen „Kultur der Offenheit“, in welcher gelte: „Fragend schreiten wir voran“. Genau so heißt das nun, nicht einmal eine Woche danach, an den Start gegangene Debattenblog der Linken. Man wolle dazu „ermuntern“, Erfahrungen weiterzugeben; nur so könnten Vorstand und neue Doppelspitze davon lernen. Im Mittelpunkt stehen drei Fragen, ohne dass damit eine thematische Eingrenzung gemeint wäre: Wie kommen die Forderungen der Linken an und wie lassen sie sich zuspitzen? Wie nehmen die Mitglieder ihre Partei gerade wahr und was lässt sich an ihrem Auftreten verbessern? Und schließlich: Was läuft gut in der Parteiarbeit und was stört?Um mitzudiskutieren ist eine Anmeldung erforderlich, die Kommentare werden moderiert.“

Linke Beteiligung – mach mit!

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

das »forum demokratischer sozialismus« (forum ds) ist eine Denkwerkstatt innerhalb der Partei DIE LINKE. Mit diesem Blog laden wir zur Debatte darüber ein, wie DIE LINKE in ihren Strukturen, ihrem Auftritt, in ihrer Kommunikation transparanter, offener, diskursiver, geschlechtersensibler und attraktiver werden kann. Welche Beispiele gibt es für die Öffnung von Parteistrukturen, für Strategien der Mitgliedergewinnung und -einbeziehung, die sich z.B. an Organizing-Strategien orientieren etc., etc.

Aus unserem radikal-reformerischen und emanzipatorischen Anspruch heraus, wollen wir hier offen und öffentlich diskutieren, Ideen sammeln und diese zur Grundlage für diejenigen Vorschläge machen, die wir als forum ds an den kommenden Satzungsänderungs-Parteitag der LINKEN stellen wollen. Unser Ziel ist, dass von diesem Parteitag ein glaubwürdiges Signal der Öffnung der Parteistrukturen und politischen Prozesse nach innen und außen ausgeht. Wir wollen also nicht allein Paragraphen, und juristische Formulierungen ändern und um machtpolitisch-intendierte Verklausulierungen streiten, sondern durch unsere und eure Beiträge DIE LINKE und uns selbst verbessern.

Benjamin-Immanuel Hoff, Luise Neuhaus-Wartenberg, Achim Bittrich – für die Redaktion